Spiegel und Prisma. Ethnologie zwischen postkolonialer Kritik und Deutung der eigenen Gesellschaft, Dorothea E. Schulz, Jochen Seebode (Hg.)
(Wie) Sollten wir das politische, ethische und theoretische Selbstverständnis der Ethnologie zu einer Zeit neu formulieren, in der die globale Situation oftmals als eine der unüberwindlichen kulturellen Differenzen beschrieben wird und in der Alterität durch die Konstruktion neuer »Feindbilder« zunehmend als Bedrohung erscheint? Wo sehen wir Anknüpfungspunkte für einen Dialog zwischen der Ethnologie und angrenzenden disziplinären Zugängen, bei denen die Auseinandersetzung mit dem Fremden eine ähnlich zentrale Rolle spielt? Können wir jenseits divergenter analytischer Perspektiven eine gemeinsame Basis ausmachen, auf deren Grundlage wir eine Auseinandersetzung mit uns selbst durch eine Beschäftigung mit der Fremde suchen? Die in diesem Band zusammengestellten Beiträge nähern sich diesen Fragen an, indem sie sich in unterschiedlichster Form auf das Anliegen beziehen, das sich als Leitmotiv durch die Arbeiten von Ute Luig zieht: der Anspruch, eine wissenschaftliche Forschung zu betreiben, die sich zwischen den Koordinaten einer von postkolonialer Kritik geprägten Theorienbildung und dem Verstehen der eigenen Gesellschaft bewegt. Die Metaphern der Spiegelung und der prismatischen Brechung veranschaulichen diesen spezifischen Umgang mit dem Fremden und der eigenen Kultur, der einen vielschichtigen Zugang zur ethnologischen Datengewinnung sowie zur theoretischen Reflexion und Theoriebildung ermöglicht. Mit den hier versammelten Erörterungen in Bild und Wort möchten Freund*innen und Kolleg*innen Ute Luig, ihr Lebenswerk und ihre Persönlichkeit als Forscherin und Lehrende anlässlich ihres 66. Geburtstags würdigen, und ihren Dank zum Ausdruck bringen für die vielfältigen Inspirationen, die aus dem Dialog mit ihr und ihren Arbeiten entstanden.