Trauma als Wissensarchiv, Inga Scharf da Silva
Postkoloniale Errinerungspraxis in der sakralen Globalisierung am Beispiel der zeitgenössischen Umbanda im deutschsprachigen Europa
Bei der brasilianischen Religion Umbanda – die sich im Bundesstaat von Rio de Janeiro am Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage von afrikanischen, indigenen und europäischen Religionen bildete – steht die Kommunikation mit Geistwesen im Zentrum, die an die brasilianische Geschichte erinnern.
Seit den 1940er Jahren ist sie weltweit verbreitet und ab ca. 2010 auch im Zuge der transatlantischen sakralen Globalisierung im deutschsprachigen Europa angesiedelt. Dennoch ist ihre Ausbreitung bislang kaum erforscht.
Inga Scharf da Silva schließt hier eine Forschungslücke, indem sie sich auf der Grundlage einer über fünfjährigen ethnologischen Feldforschung mit der spirituellen Gemeinschaft des Ilê Axé Oxum Abalô (auch Terra Sagrada genannt) befasst, die ihr Mutterhaus in den Schweizer Bergen im Kanton Appenzell verortet und mit sieben Ablegern in Graz und Wien, Zürich und Bern, Berlin und Cumuruxatiba in Brasilien ein überregionales Netzwerk bildet.
Jedes Kapitel der Studie wird durch das Porträt einer Gottheit (Orixá) sowie Narrative aus den mythischen Überlieferungen gerahmt und zu Textpassagen von Oswald de Andrades ›Manifesto Antropófago‹ und Umberto Ecos ›Foucaultschem Pendel‹ in Bezug gesetzt. Dabei verdeutlicht die Autorin, wie die religiöse Praxis der Trance als Einverleibung von Bewusstseinsstrukturen zur Reflexion der Wissensproduktion ihrer Religion und darüber hinaus zu einer Dekolonialisierung des Denkens in Europa beitragen kann.
Print-Ausgabe: 514 Seiten
Sprache: Deutsch
Herausgeber: Büchner-Verlag, Marburg
Erscheinungstermin: 27. April 2022
ISBN 978-3-96317-283-0
40,00 €